Reformation im O-Ton: Themen
Zum Beten Wenn ich fühle, dass ich durch fremde Geschäft oder Gedanken kalt und lustlos zu beten geworden bin...so nehme ich mein Psalterlein, laufe in die Kammer oder... in die Kirche... und fange an, die Zehn Gebote, das Glaubensbekenntnis und... einige Worte Christi, des Paulus oder der Psalmen laut vor mich hin zu sprechen, wie es Kinder tun. Darum ist es gut, wenn man frühmorgens das Gebet das erste und des Abends das letzte Werk sein lässt... [Sonst] kommt man vom Gebet in die Geschäfte und die halten und umfangen einen dann, sodass aus dem Gebet den Tag über nichts mehr wird... Wenn nun das Herz durch dieses Vor-sich-Hinsprechen erwärmt und zu sich selbst gekommen ist, so knie nieder oder stehe mit gefalteten Händen und die Augen zum Himmel gerichtet und sprich oder denke so konzentriert, wie du kannst: Ach, himmlischer Vater, du lieber Gott! Ich bin ein unwürdiger, armer Sünder und nicht wert, dass ich meine Augen oder Hände zu dir erhebe oder bete. Aber weil du uns allen geboten hast zu beten und dazu auch Erhörung zugesagt hast und weil du selbst überdies uns beides, Wort und Weise, durch deinen lieben Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, gelehrt hast, so folge ich deinem Gebot, bin dir gehorsam und verlasse mich auf deine gnädige Zusage. Und im Namen meines Herrn Jesus Christus bete ich mit allen deinen heilgen Christen auf Erden, wie er mich gelehrt hat, das ganze Vaterunser, Wort für Wort. Martin Luther, Eine einfältige Weise zu beten, 1535 Taufe ist wie die Sonne Wenn ich in den Dreck falle, so sehen meine Augen die Sonne wohl nicht. Aber dennoch bleibt die Sonne, und wenn ich mir die Augen auswasche, seh ich sie wieder. Und wenn ich in den Keller gehe, so bleibt die Sonne auch, ich bin ihr nur davongegangen; wenn ich wieder herauskomme, so finde ich sie wieder. So ist die Taufe ein ewig Ding und bricht dir nicht. Aus: Luther für jeden Tag, S. 87 Glaube geht ins Tun Dennoch soll man die Werke der Heiligen nicht ganz in den Wind schlagen, als wären sie nichts. Sonst kommt man in falsche Sicherheit. Wohl ist's wahr, daß wir im Reich der Gnade sind und daß Gott durch die Finger sieht, wenn wir nicht stark im Glauben und in der Liebe sind. Aber doch will er bei des haben, daß wir sollen reich sein an Übung des Glaubens und des Worts und dann auch an der Liebe gegen den Nächsten. Aus: Luther für jeden Tag, S. 87 In den Glauben wächst man lebenslang hinein Den Glauben nennt man ein gewöhnlich Ding und will etwas Besondres beginnen, als hätt man den Glauben längst erstritten. Sie haben gesagt: der Glaube ist ein gewöhnlich Ding, willst du den Glauben predigen, so geht zu den Heiden, Christen muß man etwas andres predigen, nämlich daß sie eine Kutte anziehen sollen und dgl. Ich hab den Glauben kaum angefangen, ja, bis ans Grab hab ich dran zu lernen. Ich kümmre mich nicht um die Lehre von den Werken, sondern bete nur: hilf mir zuvor, daß ich fest glauben kann. Aus: Luther für jeden Tag, S. 84 Im Hebräischen bedeutet Bekennen auch Danken... Die hebräische Sprache braucht das Wort »bekennen« in so weitem und breitem Sinn, daß wir's kaum mit drei Worten erlangen: beichten, bekennen und danken. Drum wenn die hebräische Sprache danksagen will, so spricht sie: bekennen. Ist auch nicht übel noch uneben geredet. Denn danksagen ist nichts andres als die empfangene Wohltat und des Wohltäters Güte und des Bedürftigen Unwürdigkeit bekennen; wer solches erkennet und bekennet, der dankt rechtschaffen. Aus: Luther für jeden Tag, S. 81 Fasse die Wahrheit des Abendmahles mit dem Herzen Ich will wahrlich glauben und darauf sterben, daß die Worte so lauten: das ist mein Leib, der fur euch gegeben ist. Da solls nicht beim Bedenken bleiben, sondern ich glaube, daß Christus wahr spricht. Wenn du es empfängst, so ist das ein Werk; aber dabei bleibe ich nicht, das kann die Maus auch. Du aber richte dich darnach: er ist für mich gegeben, sein Blut für mich vergossen, es soll eine Gabe sein und dein sein. Das fasse! Womit? mit dem Herzen. Aus: Luther für jeden Tag, S. 78 Fliehe nicht vom Ort deines Lebens Nenne mir einen, der nicht unzufrieden ist mit dem Seinigen und vielmehr Wohlgefallen habe an dem, was der Herr ihm aufgetragen hat, und desselben mit fleiß warte. Wir werden die Hirten vor allen heilig sein lassen müssen. Ich zum Exempel soll ein Prediger und Leser sein; aber wenn's bei mir stünde, ließ ich's lieber anstehn. Die Schwärmer wiederum sollten schweigen und nicht lehren; aber die können nicht schweigen. Desgleichen soll ich beten und schreiben und bin zu träge dazu. Desgleichen haßt jeder Ratsherr sein Amt und möchte ein jeder lieber ein andres. Der Freie sucht Bindung, der Gebundene sucht los zu werden. Bist du ein Ratsherr oder Richter, so sollst du's gerne tun. Ein Ehemann, ein König und Herr sollten fleißig sorgen. Aber der Ehemann denkt: o hätt ich kein Weib, o wär ich König oder einer vom Adel! Ein jeder spricht: O wär ich!. . Aber wir wollen das Evangelium hören: der beste Stand, den du haben kannst, ist der, in dem du bist. Aus: Luther für jeden Tag, S. 79 Glaube dringt ins Leben Der Glaube tut alles, er vergibt die Sünden und erlöst vom Tode. Aber die Werke, die nachfolgen, sollen beweisen, daß der Glaube da ist und daß der Mensch anders geworden ist... Denn wenn der Glaube wirklich in dir ist, dann durchdringt er alle Glieder und fegt das Böse aus, das in deinem Leibe ist, so daß Mund und Ohren anders werden. Dann kannst du es nicht sehen, daß dein Feind Schaden leidet oder ein Haus brennt, sondern wolltest gerne, daß es abgewendet werde. Aus: Luther für jeden Tag, S. 77 Gottes Wort bewirkt Widerstand - und überwindet An Gottes Wort muß man sich stoßen, fallen, aufstehen und widersprechen, da wird nichts andres draus. Wer es anders haben will, der mag sich einen andern Christus suchen.... Alle Welt mag mir meinen Glauben und Wort verdammen, als ketzerisch ausschreiben und aufs schmählichste entstellen und verkehren. Aber sie muß mir ihn bleiben lassen, kann ihn mir nicht nehmen, mit all ihrem Toben und Wüten bringt sie's nicht weiter, als daß sie mir widerspricht und ich ihr Mal und Ziel sein muß. Dennoch fällt sie, und ich stehe. Laß widersprechen, wieviel sie wollen - Gott widersteht und ficht mit seinen Werken wider ihre Wort, wollen sehen, wer hie obliegen werde. Aus: Luther für jeden Tag, S. 75 Gottes Wort erhält keinen Ehrenplatz - sondern den hinten in der Krippe Zu unsrer Zeit ist das Wort aufgangen. Was ist die Ehre, die ihm gegeben wird? Man srößr's hinaus, man will ihm keinen Raum lassen. Warum? Weils Christi Wort ist. Weder Augen noch Ohren der Menschen können ihn ertragen, schweig daß das Herz ihn ertrüge. Aristoteles' Lehre ist zugelassen, Gottes Wort aber weist man hinten in die Krippe. Alle Bücher, wie unflätig sie sind, liest man und hört man mit großem Vergnügen, das Evangelium aber hat keinen Raum außer den Stall fürs Vieh. Aus: Luther für jeden Tag, S. 74